Urheberschaft, Verlag, Firma, Institution: Leuphana Universität Lüneburg
Anwendungsbereich:
Lehrkräftebildung, Austausch zwischen Lehrkräften, Schüler_innen und Studierenden
Anwender_innen: Studierende, Lehrende, Schüler_innen
Techn. Voraussetzungen: Kamera, Monitor/Smartboard, Software für Videokonferenzen (z.B. Jitsi, Big Blue Button)
Kontakt: Laura Schilling (schilling@leuphana.de)
Literatur:
Claussen, J.T. (2020) Multiview–Videoplattform mit multiperspektivischen Videoaufnahmen von Schulunterricht. In: https://ddw.web.leuphana.de/2020/04/multiview-videoplattform-mit-multiperspektivischen-videoaufnahmen-von-schulunterricht/, abgerufen am 21.12.2020
Drexhage, J., Leiss, D., Schmidt, T. & Ehmke, T. (2016). The Connected Classroom: Using Video Conferencing Technology to Enhance Teacher Training. Reflecting Education, 10(1), 70–88.
Krammer, K. & Reusser, K. (2005). Unterrichtsvideos als Medium der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen, 23(1), 35–50.
Videokonferenzen bzw. Videokonferenzsysteme finden schon länger Anwendung für eine Verzahnung von Theorie und Praxis im Kontext der Lehrkräftebildung. Lehramtsstudierende können so nicht nur den Schulunterricht beobachten, sondern auch mit Lehrkräften und Schüler_innen diskutieren. Insbesondere in dem wechselseitigen Austausch liegt ein Vorteil gegenüber traditionellen Unterrichtsvideos. Bei diesen ist eine gemeinsame Reflexion und Diskussion über Unterricht nicht möglich (Krammer & Reusser, 2005). Mit dem Lernarrangement „Videokonferenzsystem“ (Drexhage, Leiss, Schmidt & Ehmke, 2016) wurde an der Leuphana Universität Lüneburg eine Möglichkeit entwickelt, die sowohl theoretische als auch praktische Elemente in der Lehrkräftebildung miteinander verknüpft, mit dem Ziel, die berufsbezogenen Kompetenzen der Lehramtsstudierenden zu erweitern.
Der Einsatz des Videokonferenzsystems
Ausgehend von theoretischen Vorüberlegungen wurde ein Konzept zur Arbeit mit Videokonferenzen in der universitären Lehrkräftebildung an der Leuphana Universität Lüneburg entwickelt. Hierbei werden Klassenräume einer Partnerschule, die außerhalb von Lüneburg liegt, digital mit Seminarräumen der Universität verbunden. Lehramtsstudierende beobachten über das Videokonferenzsystem den Unterricht „live“, ohne dass sie physisch in der Schule vor Ort sind. Hierbei begrenzen die technischen Voraussetzungen – im Gegensatz zu Aufnahmen aus verschiedenen Kameraperspektiven (Claussen, 2020) – die Beobachtung insbesondere auf die Interaktion der Lehrpersonen mit den Schüler_innen. Deren Arbeitsprodukte können erst im Nachhinein analysiert werden und bleiben während des laufenden Unterrichts ebenso wie die Tafel bzw. das White-Board für die Lehramtsstudierenden nicht sichtbar. Die Technik des Videokonferenzsystems bietet allerdings die Funktion, den Blickwinkel der Kamera im Klassenraum vom universitären Seminarraum aus fernzusteuern. Daraus resultiert eine flexible und selektive Beobachtung der jeweiligen Akteur_innen im Klassenraum. Bei der Liveübertragung wird im Gegensatz zu Unterrichtsvideos bewusst auf eine Speicherung der Videodaten verzichtet, damit möglichst wenig Einschränkungen aus ethischen, datenschutzrechtlichen oder persönlichen Gründen entstehen.
Erfahrungsbericht aus einer universitären Lehrveranstaltung
Die Nutzung eines Videokonferenzsystems als didaktisches Tool wurde in der beschriebenen Form über mehrere Semester hinweg im Seminar erprobt. Die Lehramtsstudierenden beobachten über das Videokonferenzsystem den Unterricht der Lehrkräfte. Die Beobachtungen beruhen dabei auf Kriterien, die in den vorherigen Seminarsitzungen recherchiert und theoretisch fundiert hergeleitet wurden. Die im Rahmen der Videokonferenzen gesammelten praktischen Erfahrungen stehen dann möglicherweise in einem Spannungsverhältnis mit den zuvor erarbeiteten theoretischen Vorüberlegungen. Ein solches möglichesSpannungsverhältnis kann sowohl für die anschließenden Diskussionen innerhalb der universitären Lehrveranstaltung als auch für eine Unterrichtsreflexion mit der Lehrkraft produktiv sein.
Erste Einsatzerfahrungen zeigen, dass diese Konzeption geeignet erscheint, um theoretische Überlegungen und Handlungsempfehlungen in konkreten Unterrichtssituationen zu erproben und zu beobachten, diese mit den beteiligten Akteurin_innen zu reflektieren und so bei Lehramtsstudierenden spezifische Reflexions- und Handlungsexpertise aufzubauen. Insbesondere in der jetzigen Lage der Corona-Pandemie stellt das didaktische Tool „Videokonferenzsystem“ auch ein hilfreiches, ergänzendes Element zum Austausch zwischen Schule und Universität dar, das weitere, externe (physische) Kontakte in den Schulen vermeidet und trotzdem praxisnahe Einblicke in die Institution Schule ermöglicht.